Konstantin-Basilika: Die Geschichte
Bevor die Konstantin-Basilika als „Evangelische Kirche zum Erlöser“ eingeweiht wurde, hat das Bauwerk eine wechselvolle Geschichte von anderthalb Jahrtausenden erlebt.
Thronsaal des römischen Kaisers
Errichtet wurde der monumentale Bau ab 305 n. Chr. als Thronsaal (aula palatina) römischer Kaiser. In seiner imposanten Größe und prachtvollen Ausstattung (Verkleidung der Wände mit weißem Marmor und farbigen Marmorinkrustationen) sollte der Raum die monumentale Macht des Imperium Romanum und den Machtanspruch der regierenden Kaiser sichtbar machen. Eingebettet war der riesige Thronsaal in eine weitläufige Palastanlage. Sie erstreckte sich wahrscheinlich bis zum heutigen Rheinischen Landesmuseum. Auch Teile des heutigen Stadtteiles Gartenfeld (Trier-Ost) gehörten mit großer Wahrscheinlichkeit zum Palastareal.
Burganlage im Mittelalter
Mit dem Zusammenbruch des Imperium Romanum (5. Jh.) war die Aula Palatina wie andere Großbauten dem Verfall preisgegeben, nur das Mauerwerk blieb erhalten. Im Verlauf des 10. Jahrhunderts verschoben sich die Machtverhältnisse zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft. Neben anderen Besitztümern fiel den Trierer Erzbischöfen auch die Ruine der römischen Palastaula zu und wurde ab dem 13. Jahrhundert als Schutzburg genutzt. Die Halle der Palastaula blieb ohne Dach. In dem so entstandenen Hof wurden mehrere Wirtschaftsgebäude errichtet. Ein noch heute erhaltener Weinkeller gibt davon Zeugnis. Die Apsis wurde zu einem Turm umfunktioniert. Die Mauerkronen waren zinnenbewehrt und über Ecktreppentürme begehbar. Hinter den Mauerkronen verliefen Wehrgänge. Die Fenster des Langhauses wurden zugemauert. Der Turm diente im Hochmittelalter den Erzbischöfen als Wohnstätte und Residenz.
Umbau zur kurfürstlichen Schlossanlage
Der Abbruch begann 1614. Nicht nur die Ostwand und der größte Teil der Südwand der Basilika, sondern auch alle mittelalterlichen Ein- und Anbauten der kurfürstlichen Hofhaltung fielen dem Neubau des Schlosses zum Opfer.
Lothar von Metternich (1599-1623) wollte, als er 1615 den Grundstein zum Neubau legte, ein fürstliches, zweckmäßig eingerichtetes Residenzschloss errichten – in Gestalt einer weitläufigen Vierflügelanlage mit einem zentralen Hof, der nun auch zwei Drittel des ehemaligen Innenraumes der römischen Palastaula einnahm.
Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768) ließ den Südflügel zum Garten hin neu bauen – im Rokokostil. Im Gebäudeteil ist noch heute die von Johannes Seiz geschaffene Treppenanlage zu sehen.
Der letzte Kurfürst Clemens Wenzeslaus (1768-1794) verlegte seine Residenz nach Koblenz. Das Trierer Schloss diente den bischöflichen Soldaten als Kaserne. Bei dieser Nutzung blieb es, als die Franzosen 1794 die Moselstadt besetzten. Auch die Preußen belegten ab 1815 das kurfürstliche Palais mit Soldaten.
1835 gelangten die maroden Reste des ehemaligen römischen Thronsaals zusammen mit dem Schloss per Schenkung in das Eigentum des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV., der den ehemaligen römische Thronsaal als Kirche wieder aufbauen ließ.
Die übrigen Schlossteile blieben in militärischer Nutzung – bis zu ihrer Zerstörung am 14. August 1944. Seit dem Wiederaufbau 1956 dient das kurfürstliche Palais als Verwaltungsgebäude der Bezirksregierung, heute Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion.
Die Evangelische Kirche zum Erlöser – Lebendigwerden des antiken Erbes
Fast bis zur Unkenntlichkeit deformiert – So präsentierten sich die Überreste des römischen Monumentes zu Beginn der Preußenzeit. Der einst gewaltige Eindruck des antiken Thronsaales war mit dem Umbau zum kümmerlichen Flügel des Kurfürstlichen Palais vollständig verloren gegangen.
Erst mit dem vom Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. veranlassten Wiederaufbau der Konstantin-Basilika als Evangelische Kirche zum Erlöser unter konnte die Erinnerung an den antiken Monumentalsaal wieder lebendig werden, allerdings unter anderen Vorzeichen. An die Stelle der kultischen Verehrung des Kaisers in der Apsis trat die Einladung zur Gemeinschaft mit Jesus Christus: „Kommt her zu mir Alle, die ihr mühselig seid und beladen, ich will euch erquicken“ stand in großen Lettern im Bogen der Apsis. An dem Ort des antiken Kaiser-Thrones stand nun der Altar, um den sich die Gemeinde versammelte zur Feier des Abendmahles, zu dem Christus einlädt.
1856 wurde die Evangelische Kirche zum Erlöser eingeweiht.
Zerstörung – Wiederaufbau – Wiedereinweihung
Am 14. August 1944 wurde die Basilika im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges zerstört. Das Innere brannte aus, übrig blieben nur die Außenmauern.
Im Jahr 1953 erklärte sich das Land Rheinland-Pfalz als Rechtsnachfolger Preußens bereit, die Konstantin-Basilika wieder aufzubauen als „Evangelische Kirche zum Erlöser“. Hauptanliegen dabei war es, die „große bauliche Form, ihren geistlichen Gehalt, die Einheit und Reinheit des Raumes wieder lebendig werden zu lassen und dem Bauwerk die klare Ausdruckskraft seiner ureigenen Sprache wiederzugeben“ (Pfarrer Georg Cyrus). Alle Spuren des spätklassizistischen Kirchbaus wurden getilgt. Der Putz wurde von den Mauern abgeschlagen, die sichtbaren Steine sollten an die römische Palastaula erinnern. Die künstlerische Ausstattung des Raumes ist spärlich, aber ausdrucksstark (s. Innenraum der Basilika).
Entstanden ist letztlich ein Kirchraum, der von gelungenem Miteinander von Staat und Kirche zeugt und den Interessen des Denkmalschutzes und den theologischen-liturgischen Bedürfnissen der evangelischen Kirchengemeinde Rechnung trägt. Am 29. Dezember 1956 konnte die Konstantin-Basilika ein zweites Mal als „Evangelische Kirche zum Erlöser“ eingeweiht werden.
Mittlerweile sind die Köpfe der von Gustav Kaupert geschaffenen Statuen, die die Ädikulanischen hinter dem Altar schmückten und im Krieg zerstört wurden, wieder auf Stelen an der Ostwand zu sehen.
Sozusagen vollendet wurde der Wiederaufbau durch die von der Bauzener Orgelbaufirma Eule geschaffene Hauptorgel, die am Esten Advent 2014 eingeweiht wurde.