Wir wünschen Ihnen ein gesegnetes neues Jahr!
Die Jahreslosung für 2025 lautet „Prüft alles und behaltet das Gute!“. Sie stammt aus dem 1. Thessalonicherbrief (1. Thessalonicher 5, 21).
Die Lupe auf dem Bild lässt an mühselige Prüfprozesse denken, in denen bis ins kleinste Detail geschaut werden muss. Manchmal ist das sinnvoll und notwendig. Oft genug aber reicht unser Bauchgefühl. Was gut ist, ist in vielen Fällen subjektiv. Was der einen wichtig ist, interessiert den anderen gar nicht. Was für gut gehalten wird, ändert sich mit der Zeit. Früher war eben nicht alles besser. Nicht alles Neue ist aber auch gut. Daher ist das Prüfen eine Aufgabe, die uns unser ganzes Leben begleitet. Gerade, wenn man schon paar Jahre Lebenserfahrung auf dem Buckel hat, ist die Entscheidung manchmal gar nicht so schwierig. Gleichzeitig kann es im Alter besonders schwerfallen, etwas hinter sich zu lassen, was lange Jahre gut war, nun aber nicht mehr zu den eigenen Lebensumständen passt.
Jüngere Menschen hingegen haben die großen Entscheidungen noch vor sich: Ausbildung, Beruf, Partner, Wohnort.
Vieles ist zu prüfen. Anders als noch vor wenigen Generationen, sind Lebensentscheidungen heute vielfach nicht auf Dauer angelegt, sondern müssen immer wieder neu getroffen werden. Das ermöglicht viel Freiheit, ist aber eben auch eine ständige Aufgabe, die herausfordert und manche überfordert.
Auch unsere Kirche steht mehr denn je vor der Prüfaufgabe. Was jahrelang gut war, wird heute nicht mehr angenommen. Strukturen, die uns über Jahrzehnte Halt gegeben haben, entsprechen nicht den heutigen Lebensverhältnissen. Geld und personelle Ressourcen gehen massiv zurück. Wir werden genau hinschauen müssen und prüfen, wie kirchliche Arbeit aussehen kann: in der Gemeinde, im Kirchenkreis, in der Landeskirche. Bei diesen Prüfungen wird es sicher zu umstrittenen Entscheidungen kommen, manche Abschiede werden schmerzlich werden.
Nicht nur die Strukturen müssen geprüft werden, sondern auch, was und wie wir von Gott reden. Denn soziologische Untersuchungen zeigen, dass viele Menschen noch nicht einmal mehr die großen Sinnfragen stellen, auf die Religion traditionell Antworten bereithielt.
Wir werden viel zu prüfen haben: im privaten Leben ebenso wie in unserer Kirche. Das Prüfen wird nie abgeschlossen sein, sondern stets ein dynamischer Prozess. Das Gute wollen wir behalten. Herauszufinden, was wirklich gut ist, ist die große Herausforderung.
Was gut ist und immer gut bleibt, ist Gottes Zusage: „Du bist mein geliebtes Kind.“ Die frohe Botschaft von Gottes Liebe und Gnade bleibt gut über alle Zeiten hinweg. Sie bleibt Kern unserer Verkündigung. Wie wir diese Zusage in Wort und Tat für die Menschen konkret werden lassen, das ist die Aufgabe, die wir immer wieder prüfen müssen. Wir bitten Gottes Geist um seine Hilfe beim Entscheiden – im Kleinen wie im Großen.
- Matthias Ratz
- Pfarrer
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