Bonn. „Relevanter geht nicht.“ Zum Beginn der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat Vizepräses Christoph Pistorius die Bedeutung der Kirche für die Menschen betont: „Kirche ist kein rückwärtsgewandter Geschichts- oder Traditionsverein“, sagte er am Nachmittag in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst in der Bonner Kreuzkirche.
Kirche, so der Vizepräses der zweitgrößten EKD-Gliedkirche, sei vielmehr Gottesbewegung, die sich aus der ungeheuren Dynamik des Osterwunders der Auferstehung Jesu Christi von den Toten speise. „Ihre Botschaft ist Gottes Liebes- und Hoffnungszusage über Leben und Sterben hinaus“, so der 63-jährige Theologe. Die Stärke der Kirche liege nicht in Uniformität, Ansehen in der Gesellschaft oder Kirchensteueraufkommen, „wenngleich Letzteres immer wieder auch Grund zu Dankbarkeit gibt. Die Stärke liegt in der Beziehung zu Gott, der beruft, beauftragt und sendet“, erinnerte Vizepräses Pistorius die Mitglieder des obersten Leitungsgremiums der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Kirche bezeugt die in Jesus Christus begründete Hoffnung für diese Welt
So gestärkt von Gott und durch die Gemeinschaft der Christ*innen in aller Welt „gehen wir los und bezeugen die in Jesus Christus begründete Hoffnung für diese Welt“. Man sei als Landessynodale auf dem Weg „für eine Kirche, die eintritt für die Vielen, die hungern und Durst leiden, deren Körper zu schwach und deren Seelen zu apathisch geworden sind, Gott oder uns in den Ohren zu liegen und um Hilfe zu flehen. Für eine Kirche, die achtsam ist für die Vielen, die erfahren, dass menschliches Wissen und Können an ihre Grenzen kommen, in Krankheit, in Einsamkeit, in Lebenskrisen, die ausweglos scheinen, bei Schicksalsschlägen, unter denen sie zusammenzubrechen drohen; und für jene, die ihrem Leben ein Ende bereiten wollen“.
Sexualisierte Gewalt: Die Frage nach der Glaubwürdigkeit
Christoph Pistorius, der auch Beauftragter der Kirchenleitung für den Themenbereich sexualisierte Gewalt ist, mahnte in seiner Predigt nicht zuletzt eine Kirche an, die ihren Mitarbeitenden und Mitgliedern unerschrocken und konsequent vermittele: „Es ist an uns, wie wir mit den desaströsen Ergebnissen der ForuM-Studie umgehen. Es ist an uns, wie wir mit dem Recht der Betroffenen auf Aufarbeitung und deren Recht und Hoffnung auf Gerechtigkeit umgehen. Es ist an uns, was wir daraus lernen, dass unsere vielfach und jahrelang bemühten Beruhigungsphrasen von der ,besseren Kirche‘ als das entkleidet wurden, was sie sind: eine evangelische Lebenslüge. Es ist an uns, wie glaubwürdig wir in unserem Tun und Lassen sind.“
Pistorius’ 33. und zugleich letzte Landessynode
Die 79. ordentliche Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland ist für Vizepräses Christoph Pistorius die 33. und zugleich letzte: Der Theologe tritt mit Ablauf des 4. März 2025 in den Ruhestand. In dieser Woche stehen unter anderem die Wahlen seiner Nachfolgerin als Leitung der Personalabteilung und seiner Nachfolgerin als Vizepräses auf der Tagesordnung des bis Freitag in Bonn tagenden Leitungsgremiums der rheinischen Kirche.