Am 1. September ist Antikriegstag, an dem an die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs erinnert wird sowie an die Folgen, die Gewalt und Krieg auch heute noch haben. Aus diesem Anlass hat Präses Dr. Thorsten Latzel den evangelischen Militärseelsorger Karsten Wächter und die ehemalige Zeitsoldatin Yvonne Schelberg zum Gespräch eingeladen. Schelberg ist mit einem Soldaten verheiratet, der an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erkrankt ist. Die persönlichen Berichte von Schelberg und Wächter geben aus erster Hand Einblicke in die emotionale und mentale Welt von Menschen, die Kriege aus nächster Nähe erlebt haben, und deren Familien.
Yvonne Schelberg erzählt im Video, welche tiefen Spurn der Krieg bei ihrem Mann hinterlassen hat: „Es kommt nicht der Mensch wieder, der gegangen ist. Ohne mich als Stütze ist er nicht alltagsfähig, gar nicht mehr. Er isoliert sich seit zwei Jahren. Unser Leben findet in unseren vier Wänden statt. Soziales Leben gibt‘s bei uns nicht.“ Und auch die Kinder sind vom Trauma betroffen: „Nervenzusammenbrüche, Heulkrämpfe – das hat unser Ältester alles leider mitbekommen. Ich versuche, die Kinder ein bisschen zu isolieren. Aber wie soll man das machen, wenn man einen Haushalt hat? Hilfe für Partner und Kinder gibt es nicht. Was eigentlich nicht sein darf, denn wer ist denn für die Soldaten da, wer fängt sie denn auf? Das sind die Partner und das sind die Kinder, die alles miterleben. Aber was ist die Alternative? Ich habe keine Zeit zum Zusammenbrechen, ich muss funktionieren“, sagt Schelberg. Militärseelsorger Karsten Wächter kennt das Problem: „Die Soldaten sind gut versorgt. Für meinen Bereich kann ich sagen, wir haben etwa 4000 Leute in den letzten zehn Jahren betreut und wir haben jedes Jahr 250 bis 300 Leute, die neu dazu kommen – und da ist kein Ende in Sicht. Bei den Familien ist im Moment noch ein blinder Fleck. Aber das wird sich ändern. Es wird ein neues Soldatenversorgungsgesetz geben, da sind auch die Familienangehörigen stärker im Blick“, erklärt Wächter.
Hilfe und Unterstützung für Menschen, die von Kriegstraumata betroffen ist, gibt es unter anderem bei Evangelischen Militärsseelsorge und in evangelischen Beratungsstellen.